Book reviews 2013 [3]
Blümel, Wolf Dieter: Wüsten. Entstehung, Kennzeichen, Lebensraum. 327 S., 65 Abb., 26 Tab. und 132 Photos. UTB 3882. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2013, € 34,99
„Wüsten“ als extreme Form der Trockengebiete der Erde geraten immer wieder in den Fokus des öffentlichen Interesses: sei es als Ziel des anspruchsvollen Abenteuer- und/oder Bildungstourismus – womit den jeweiligen Staaten unter Umständen Devisen in beträchtlicher Höhe zufließen –, sei es als Bereiche der landwirtschaftlichen „Anökumene“ mit Ausnahme weniger Oasenstandorte bei gleichzeitigem Reichtum an fossilen Energieträgern oder mineralischen Rohstoffen, sei es als geopolitische Spannungsfelder – wie derzeit für Teile der Sahara zu beobachten. Die Monographie von W. D. Blümel hat es sich zum Ziel gesetzt, diesen Wüsten in ihrer physisch-geographischen Ausstattung ein Gesicht zu verleihen und damit für viele der o.g. Themen einen fundierten Hintergrund zu bieten.
Der Autor folgt bei dieser in aller Kürze umfassenden Einführung in die „Wüsten“ dem bewährten Gliederungsschema: Allgemeine Kennzeichnung, Definitionen, innere Differenzierung der Wüsten; anschließend geht er auf die Klima- und Landschafts- und Kulturgeschichte ausgewählter Wüsten ein. Er beleuchtet die möglichen Ursachen für die Entstehung von Wüsten und leitet schließlich zu den Parametern Klima, geomorphologische Entwicklung, Verwitterung und Bodenbildung in Wüsten sowie zu den Wüsten als Lebensraum über. Dabei versteht er es, gleich im ersten Sachkapitel auf die teils widersprüchlichen Ansätze der Wüstenbetrachtung zu verweisen und damit die Breite der Darstellung vorzubereiten.
Im Regionalteil werden diese Grundlagen regionenspezifisch in einer differenzierten Synthese zusammengeführt. Dabei werden ausgehend von den Extremwüsten auch die Halbwüstengebiete der Erde berücksichtigt. Die polaren Kältewüsten finden ebenso ihren Platz. Mit einem Ausblick auf die Zukunft der Wüsten schließt der Text.
Es folgt ein ausführliches und für das weitere Studium hilfreiches Literaturverzeichnis sowie ein Stichwortverzeichnis, das das Lehrbuch auch zum „schnellen Nachschlagen“ gut nutzbar macht. Formal ist das Buch ansprechend und übersichtlich gestaltet, die Druckqualität auch bei den vergleichsweise kleinen Photos und Graphiken so gut, dass diese die wesentlichen Inhalte transportieren und damit eine sinnvolle Ergänzung des Textes darstellen.
Das Ansinnen, mit einem 327 Seiten umfassenden Lehrbuch den Wüsten der Erde mit ihren ca. 20% der Kontinentfläche der Erde in all ihrer Differenziertheit gerecht zu werden, erscheint überaus anspruchsvoll. In der vorliegenden Form ist es dem Autor aber sehr gut gelungen, die wesentlichen Grundzüge und Gemeinsamkeiten aller Wüsten und einiger Halbwüstengebiete herauszustellen und einen Überblick über die jeweiligen physisch-geographischen Grundlagen zu geben. Auf dieser Basis lassen sich auch die im „Ausblick“ angesprochenen und viele weitere aktuelle Fragen, wie z.B. die Probleme „Desertifikation“ und „Klimawandel“ in den Wüstenrandbereichen, fundiert erörtern.
Ein „Muss“ für das Studium der Geographie, eine „unbedingte Empfehlung“ für alle anderen Disziplinen, die mit „Wüsten“ als Landschaftstyp oder in sonstiger Hinsicht befasst sind.
Growe, Anna: Knoten in Netzwerken wissensintensiver Dienstleistungen. Eine empirische Analyse des polyzentralen deutschen Städtesystems. 231 S., 67 Abb. und 43 Tab. Metropolis und Region 9. Stadt- und regionalwissenschaftliches Forschungsnetzwerk Ruhr. Verlag Dorothea Rohn, Detmold 2012, € 29,-
Wirtschaftsprozesse haben sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert: Produkte sind wesentlich komplexer geworden, die weltweite Arbeitsteilung hat erheblich zugenommen. In vielen Gesellschaften wird Wissen mittlerweile als wichtigster Produktionsfaktor betrachtet, der über die Wettbewerbsfähigkeit von Nationen und Regionen entscheidet. Bei der Koordinierung und Steuerung der global organisierten Wirtschaftsprozesse spielen wissensintensive Dienstleistungen eine zentrale Rolle.
Vor diesem Hintergrund geht es in der Veröffentlichung von Anna Growe um die Frage, welche Konsequenzen die zunehmende Bedeutung von Wissen in ökonomischen Prozessen für die Entwicklung des deutschen Städtesystems hat. Hierbei werden Städte als Knoten verstanden, die als Standortcluster ökonomischer Akteure (Territoriale Perspektive) und als Ankerpunkt ökonomischer Netzwerke (Netzwerkperspektive) dienen. Mit der Frage nach den räumlichen Implikationen einer auf Wissen basierten Wirtschaftsentwicklung wird ein Thema aufgegriffen, das bereits längere Zeit große Aufmerksamkeit erfährt. Dennoch sind die vorliegenden Kenntnisse noch unvollständig, da die vielfältigen Zusammenhänge nur durch differenzierte und detaillierte Betrachtungen angemessen erfasst werden können.
Hier setzt die Untersuchung von Anna Growe an, die auf einer Dissertation an der TU Dortmund beruht. Unter Rückgriff auf bestehende Konzepte werden wissensintensive Dienstleistungen nach drei Wissensformen unterschieden: analytisch-synthetisches Wissen, synthetisches Wissen und symbolisches Wissen. Analytisch-synthetisches Wissen ist die Basis für viele technikorientierte Dienstleistungen. Insbesondere Wirtschafts-, Rechts- und Finanzberatungen nutzen synthetisches Wissen. Symbolisches Wissen wird schwerpunktmäßig mit Marketing, Werbung und Medien in Verbindung gebracht. Die vorgenommene Typisierung folgt der Annahme, dass Nähe und Transaktionskosten für die betrachteten Wissensformen eine unterschiedliche Bedeutung aufweisen. Auf dieser Grundlage findet in mehreren Analyseschritten eine Überprüfung statt, inwieweit für das deutsche Städtesystem Prozesse der Konzentration, Spezialisierung und Regionalisierung zu beobachten sind.
Die empirischen Analysen stützen sich dabei auf zwei Datengrundlagen: Bei der territorialen Perspektive werden Beschäftigtendaten herangezogen, wobei ausgewählte wissensintensive Berufe in Dienstleistungsunternehmen in den Blick genommen werden. Um die Netzwerkperspektive abzubilden, werden Informationen zu den Standorten von Mehrbetriebsunternehmen aus dem Bereich der wissensintensiven Dienstleistungen genutzt. Beide Betrachtungen werden von Anna Growe zu einem Index zusammengeführt, um so die Veränderungen von Städten als Knoten analysieren zu können. Räumlich beziehen sich die Analysen im Wesentlichen auf die 439 Kreise und kreisfreien Städte sowie die 20 größten Stadtregionen in Deutschland. Als Vertiefung werden die Prozesse der Regionalisierung anhand der drei Beispielregionen Berlin, München und Rhein-Main untersucht. Der betrachtete Zeitraum reicht von 1997 bis 2007 (Territoriale Perspektive) bzw. von 2002 bis 2009 (Netzwerkperspektive).
Nach den Ergebnissen der Untersuchung von Anna Growe ist insgesamt eine Konzentration wissensintensiver Dienstleistungen in Agglomerationen zu erkennen, während ländliche Räume an Boden verlieren. Werden alle Wissensformen zusammen betrachtet, erscheinen die Resultate jedoch zunächst nicht eindeutig. Es kommt gleichzeitig zu Konzentrationsprozessen bei der räumlichen Verteilung von Beschäftigten und zu nachholenden Ausgleichsprozessen bei den Unternehmensverflechtungen. Zusätzliche Erkenntnisse ergeben sich an dieser Stelle aus der differenzierten Betrachtung nach den drei unterschiedlichen Wissensformen. Für Dienstleistungen, die überwiegend synthetisches Wissen nutzen, sind Konzentrationsprozesse zugunsten von Kernstädten kennzeichnend. Dagegen zeigen sich beim analytisch-synthetischen Wissen eher Prozesse der Dekonzentration zugunsten der Umlandräume.
Aus den weiteren Analysen für das deutsche Städtesystem ergibt sich für die Autorin die Schlussfolgerung, dass Spezialisierung und Diversifizierung nicht als einfacher Gegensatz anzusehen sind. Insbesondere in großen Stadtregionen mit einem großen Arbeitsmarkt finden offenbar beide Prozesse häufig parallel statt. Dieses Zwischenergebnis wird zum Anlass genommen, um in einem weiteren Analyseschritt der möglichen Herausbildung von Wirtschaftskomplexen nachzugehen, bei denen es über mehrere Funktionen hinweg zur Ballung von Unternehmen einer Wertschöpfungskette kommt (activity complexes). Eine solche Entwicklung würde nahelegen, dass sich Regionen nicht auf eine einzige Funktion spezialisieren, sondern auf ein Bündel von Funktionen. Und tatsächlich können zeitliche Zusammenhänge zwischen der relativen Veränderung von verschiedenen Wissensgruppen identifiziert werden, was als Hinweis auf die zunehmende Bedeutung solcher activity complexes interpretiert wird.
Als zentrales Ergebnis aus den regionalen Fallstudien kann festgehalten werden, dass Prozesse der Regionalisierung in erster Linie für Dienstleistungen, die vornehmlich analytisch-synthetisches Wissen nutzen, zu beobachten sind. Zugleich zeigen sich sehr deutlich Besonderheiten und Unterschiede bei den Entwicklungen in den näher untersuchten Regionen. Dieser Befund führt zu der Einschätzung, dass die wirtschaftliche Dynamik in einem Raum von großer Bedeutung für Grad und Ausprägung von Regionalisierungsprozessen ist.
Die Veröffentlichung von Anna Growe leistet einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung des Kenntnisstandes in einem aktuellen und wichtigen Forschungsfeld von Wirtschaftsgeographie und Stadtforschung. Bei der Lektüre des Buches wird deutlich, dass für diese Weiterentwicklung gleichermaßen umfangreiche und gezielte Analysen erforderlich sind. Es ist eine Herausforderung, die Leserinnen und Leser bei der notwendigerweise komplexen Untersuchung mitzunehmen. Diese Aufgabe meistert Anna Growe, indem sie Zielsetzung und Fragestellung der einzelnen Analyseschritte immer wieder in Erinnerung ruft und an vielen Stellen prägnante Zusammenfassungen vornimmt. Darüber hinaus ist hervorzuheben, dass die Veröffentlichung neben den aufschlussreichen empirischen Befunden zur Entwicklung des deutschen Städtesystems eine informative Zusammenführung der einschlägigen Literatur zur Rolle der Städte in der Wissensökonomie liefert.
Nogge, Gunther und Arghandewal, Ehsan: Die zoologischen Besonderheiten Afghanistans. 128 S. und 69 farb. Abb. und Photos. Scientia Bonnensis, Bonn, Manama, New York, Florianópolis 2012, € 18,90 (in Dari)
In einer dicht verfassten Einleitung werden die Naturräume Afghanistans, ihre spezifische Fauna, die zoologische Erforschung des Landes, die Bedrohung sowie der Schutz der faunistischen Ressourcen Afghanistans angesprochen. Im Hauptteil stellt das Buch die einzelnen Faunengruppen des Landes pragmatisch dar: Es beginnt mit den Karnivoren-Großsäugern (Löwen, Leoparden, anderen Großkatzen, Wölfen etc.) gefolgt von den Huftieren, den Vögeln, Amphibien und Gliederfüßlern und endet schließlich mit den Weichtieren, als deren kleinster Vertreter die Carotinoid-haltigen roten Hydra-Polypen des Band-e-Amir abgehandelt werden. Bei der Vorstellung der Tiergruppen werden immer wieder Parallelen zu den Beständen des Kabuler Zoos gezogen, um ihre Bedeutung für die Lebendsammlung zu unterstreichen. Ein kurzes Abschlusskapitel ist der Gründung des Kabuler Zoos, seiner Blütezeit während der 1970er Jahre, seinem Niedergang unter dem Taliban-Regime und seiner Wiederauferstehung nach 2001 gewidmet. Gunther Nogge verbindet in diesem gut illustrierten Büchlein die Beschreibung und die räumliche Verteilung der afghanischen Fauna mit eigenen Erfahrungen und Erlebnissen aus den Jahren seiner Dozentur an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Kabul sowie mit seinen Forschungs- und Sammelaktivitäten, u.a. zusammen mit seinem Koautor Ehsan Afghandiwal in den Jahren zwischen 1969 bis 1973. Bei der Vorstellung der Tiergruppen weist Nogge mit Vorliebe auf die Riten und Traditionen (z.T. auch als Indiz für die einstige Existenz von heute ausgestorbenen Arten) hin, welche die Bewohner einzelner Landesteile im Umgang mit der spezifischen Tierwelt ihrer Region entwickelt hatten. Das Werk erhält dadurch den Charakter eines Buches, in dem „sachlich-trockener“ naturwissenschaftlicher Stoff populär aufbereitet wird. Der Leser wird von Kapitel zu Kapitel inspiriert und zum Weiterlesen animiert. Schade nur, dass die Dari-Übersetzung diesem literarischen Anspruch nur unzureichend Rechnung tragen kann.
Der inhaltlichen Bewertung sollte angefügt werden, dass das kleine unverkäufliche Dari-Büchlein im Rahmen der Maßnahmen des Stabilitätspaktes zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Afghanistan aus Mitteln des Auswärtigen Amtes (AA) durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) finanziert wurde. Es ist zur Verteilung an den Universitäten und Höheren Schulen Afghanistans vorgesehen. Obwohl es derzeit keinen DAAD-Fachkoordinator für das Fach Geographie gibt, gelang dank einer Initiative der Fachkoordination Geographie an der Justus-Liebig-Universität Gießen (Koordination A. Dittmann) eine Einbeziehung in (bio-) geographische Maßnahmenbündel und damit die letztendliche Realisierung des Bandes nach dem Muster der bereits früher erschienenen Flora Afghanistans (Breckle und Rafiqpoor 2010).
Roost, Frank und Volgmann, Kati (Hg.): Airport Cities. Gateways der metropolitanen Ökonomie. 163 S., 36 Abb. und 5 Tab. Metropolis und Region 11. Verlag Dorothea Rohn, Detmold 2013, € 29,-
Flughäfen haben in den vergangenen Jahren weltweit für Stadtentwicklungsprozesse erheblich an Bedeutung gewonnen. Sie haben sich von reinen Transiträumen zu multifunktionalen Standorträumen entwickelt, in denen heute neben dem bloßen Reisen zahlreiche andere Funktionen in ihrem Umfeld zu finden sind. „Airport City“ ist deshalb ein treffender Begriff für diese neuen urbanen Knotenpunkte um die Flughäfen, die das stadtregionale Gefüge verändern und gleichzeitig auch das internationale Zentrensystem beeinflussen. Diese jüngeren Entwicklungen haben Frank Roost und Kati Volgmann – die beiden Herausgeber des Sammelbandes „Airport Cities“ und zugleich Mitarbeiter des Institutes für Landes- und Stadtentwicklungsforschung – zum Anlass genommen, neun Beiträge zusammenzuführen, die sich mit den jüngeren Stadtentwicklungsprozessen an Flughafenstandorten auseinandersetzen. Die Herausgeber selbst sehen in ihrer kurzen Einführung drei Perspektiven, die sich für eine Beschäftigung mit den Airport Cities in der Stadtforschung ergeben: 1. ihre Schlüsselrolle als Knotenpunkte in globalen Städtenetzen, 2. ihre Rolle als Standorträume für wirtschaftliche Aktivitäten und 3. ihre Rolle als zu gestaltende neue Stadträume.
Anregend ist der rund 160-seitige Sammelband, weil sich die elf Autoren in ihren neun Beiträgen aus recht unterschiedlichen Perspektiven dem Thema der Flughäfen mit ihren neuen städtischen Funktionen nähern. Wolfgang Knapp geht es in seinem grundlegenden, stellenweise nicht ganz leicht lesbaren Beitrag mit dem Titel „Metropolitane flow-places“ erst am Ende um die Flughäfen als konkrete Orte der Stadtentwicklung. Im Kern seines Beitrages geht es ihm vielmehr darum, Städte als relationale Einheiten zu begreifen und dazu die Ströme im globalen Städtesystem über die Daten des weltweiten Flugverkehrs zu erfassen. So ist dieser stärker konzeptionell-theoretische Beitrag eher an den Leser gerichtet, der sich für die Diskussion der relationalen städtischen Theorien interessiert.
Auch der zweite, schon wesentlich leichter lesbare Beitrag von Sven Conventz und Alain Thierstein führt zwei aktuelle Themen der Raumentwicklungsdebatten zusammen, nämlich die zunächst generelle eher wirtschaftsgeographische Debatte um die Rolle der Wissensökonomien und dann die jüngere Diskussion und Entwicklung von Flughafenstandorten. Die beiden Autoren weisen so auf den neuen Stellenwert von Flughäfen als „Netzwerkinfrastrukturen“ hin, bei denen Airport Cities keine „einfachen Punktgrößen“, sondern „multi-funktionale und multi-modale Immobilienstandorte“ sind. Dieser ebenfalls eher konzeptionell ausgerichtete Beitrag kommt ohne eine eigene Empirie aus.
Dies gilt dann nicht mehr für den dritten Beitrag. Hier stützen Ben Derudder, Eilien Van De Vijver und Frank Witlox ihre Erkenntnisse zur Hierarchie der weltweiten Städtenetzwerke auf Daten zu Flugbewegungen von Geschäftsreisenden der wissensintensiven Dienstleistungsunternehmen. Im Ergebnis geht es weniger um die Airport Cities selbst als vielmehr um einen möglichst treffenden Indikator zur Bestimmung von Global Cities, der dann auf die besondere Bedeutung von Flughäfen hinweist.
Auch im vierten Beitrag geht es zunächst noch um die Rolle von Städten im Prozess der Globalisierung. Kati Volgmann stellt mit ihrem Beitrag eine Brücke zwischen den ersten drei Beiträgen und den folgenden Beiträgen des Sammelbandes her, indem sie anfangs die Gatewayfunktion von Flughäfen für das deutsche Städtesystem analysiert und anschließend in einem Vergleich die Standortentwicklung von Unternehmen im Umfeld der beiden Flughäfen in Köln und Düsseldorf untersucht. Sie hat also im ersten Teil ihres Beitrages eine eher nationale Brille auf, um die Metropolfunktion der deutschen Stadtregionen über den Indikator der Flugzeugbewegungen und des Passagieraufkommens zu messen und Aussagen zur Polyzentralität des deutschen Städtesystems zu treffen, während sie im zweiten Teil ihres Beitrages mit einer stadtregionalen Brille die ökonomischen Funktionen im Flughafenumfeld betrachtet und sich empirisch mit Prozessen der Regionalisierung beschäftigt.
Wie die Autoren der ersten Beiträge geht auch Hans Joachim Kujath in seinem sehr lesenswerten Beitrag von den Prozessen der Globalisierung und der damit verbundenen Organisation des internationalen Flugverkehrs im Hub-and-Spoke-System aus, um dann aber die Entwicklungen im unmittelbaren Umfeld der Flughäfen in den Blick zu nehmen und damit dem Titel des Sammelbandes voll gerecht zu werden. Er systematisiert die raumpolitischen Herausforderungen, die mit den jüngeren Entwicklungen der Airport Cities verbunden sind und richtet damit sein Augenmerk auf die räumlichen Konzepte, diese neuen Zentren in stadtregionale Zusammenhänge einzubinden. Eher beiläufig wird deutlich, wie unterschiedlich sich die Ausgangsbedingungen für die Einbindung von Flughäfen an einzelnen Standorten in Deutschland, in Europa oder auch anderen Teilen der Welt darstellen.
Vertieft werden diese Überlegungen in zwei weiteren, eher als Fallstudien angelegten Beiträgen. Zum einen beschäftigt sich Johanna Schlaack umfassend mit den jüngeren Entwicklungen in Berlin, die sich durch die Verlagerung des Flughafens nach Schönefeld ergeben. Sie hat dabei nicht nur die Veränderungen im Umfeld dieses neuen Flughafens in Brandenburg im Blick, sondern setzt sich auch mit den Debatten zur neuen Nutzung der alten Standorte in Tegel und Schönefeld auseinander. Planerische Aspekte stehen besonders im Fokus ihrer Überlegungen. Dies gilt ebenso für den Beitrag von Frank Roost, der in interessanter Weise die Flughafenlandschaft im Großraum Los Angeles vorstellt. Die Begrenzung der zunehmenden Flugbewegungen auf die verschiedenen Flughäfen in diesem polyzentrischen Gefüge ist ebenso spannend wie die Darstellung der Umfeldentwicklung um den Großflughafen LAX und den John Wayne Airport im Orange County.
Den Abschluss des Sammelbandes bildet ein Beitrag von Michael Voigt, der sich mit den Einkaufszentren am Frankfurter Flughafen beschäftigt. Er hat auf der Basis eigener empirischer Untersuchungen das Einkaufsverhalten in den neuen Zentren des Landside-Bereiches untersucht und identifiziert in seinem Beitrag verschiedene Konsumententypen und –muster. Interessant ist diese Untersuchung vor dem Hintergrund des neuen Wettbewerbs um die Kunden in einem veränderten stadtregionalen Zentrengefüge, das ein Resultat der Airport Cities ist.
Zusammenfassend ist anzumerken, dass der Sammelband allen Humangeographen und Stadt- und Regionalwissenschaftlern zu empfehlen ist, die sich für die jüngeren Veränderungen im Umfeld der internationalen Flughäfen interessieren. Der Sammelband weist auf die Dynamik der neuen Airport Cities hin und behandelt sie sowohl in stadtregionalen Zusammenhängen der großen Flughafenstandorte als auch in ihrer Bedeutung für die globalen weltweiten Städtenetzwerke. Die Verbindung zwischen diesen beiden Perspektiven ist ein besonderes Verdienst dieses Sammelbandes.
Steinecke, Albrecht: Management und Marketing im Kulturtourismus. Basiswissen – Praxisbeispiele – Checklisten. 177 S., 52 Abb. und 3 Tab. VS Springer Verlag, Wiesbaden 2013, € 19,95
Bei dem jüngsten Werk des renommierten Verfassers, der seit vielen Jahren im Themenfeld Kulturtourismus forschend und publizierend tätig ist, handelt es sich explizit um ein Studienbuch, mit dem insbesondere auch Praktiker im Kulturbetrieb angesprochen werden sollen, die in ihrem Verantwortungsbereich ein intensiveres und professionelleres touristisches Engagement verfolgen wollen. Damit versucht das Werk auch die oftmals zu konstatierende Kluft in der Interaktion zwischen Kulturschaffenden und Tourismusfachleuten zu überbrücken.
Entsprechend der Zielsetzung des Bandes ist dieser in gelungener Weise in vier Teile gegliedert. In einem ersten Teil werden Grundlagen der kulturtouristischen Nachfrageseite und Entwicklungstrends sowie relevante Marktrahmenbedingungen konzis aufbereitet. Dabei wird auch die Notwendigkeit zum Dialog zwischen den Beteiligten aus unterschiedlichen Sphären eindringlich und plausibel unterstrichen. Der zweite Teil richtet den Blick auf strategische Ansätze bei der die Konzeptionierung von kulturtouristischen Angeboten, die dann im dritten Teil durch operative Komponenten ergänzt wird. Der konkret Umsetzungsinteressierte findet dann im vierten (Service-) Teil, Handlungsanleitungen in Form von detaillierten Checklisten. Die einzelnen Teile sind kompetent formuliert und anschaulich illustriert, wobei die Ausführungen immer wieder durch gelungen ausgewählte Fallbeispiele vertieft und verdeutlicht werden.
Wer andere Spezialpublikationen aus dem umfangreichen Œuvre des Verfassers kennt wird zweifelsohne einiges an Elementen oder behandelten Fallbeispielen wieder erkennen. Dies ist aber mehr als legitim, da es ja nicht das Ziel der Publikation ist, forschend wissenschaftliches Neuland zu betreten. Explizites Ziel ist ja, vor dem Hintergrund einer langjährigen wissenschaftlichen Tätigkeit im Themenfeld den Transfer für die touristische Umsetzungspraxis zu ermöglichen. Insbesondere auch für die Verantwortlichen von kulturellen Einrichtungen und Kulturschaffende, die sich mit der touristischen Inwertsetzung ihrer Produkte aus tourismuswissenschaftlicher Perspektive auseinander setzen wollen, vermittelt das Studienbuch eine Vielzahl von fundierten Grundlagen und Anregungen für die Umsetzung. Damit handelt es sich um ein gelungenes Beispiel eines – auf einer fundierten wissenschaftlichen Tätigkeit resultierenden – Transfers für die konkrete Anwendungspraxis.
Darüber hinaus ist das Studienbuch gleichzeitig eine kompakte und fundierte Einführung in den praxisorientierten Kulturtourismus für Bachelor- und Master-Studierende tourismuswissenschaftlich ausgerichteter Studiengänge.
Keil, Andreas und Wetterau, Burkhard: Metropole Ruhr. Landeskundliche Betrachtung des neuen Ruhrgebiets. 106 S., zahlr. Abb., Tab. und Farbphotos. Regionalverband Ruhr, Essen 2013, € 5,-
Der Untertitel hat programmatischen Charme. Mit der Charakterisierung „landeskundliche Betrachtung“ stellen sich die beiden Autoren, Andreas Keil als Professor für Didaktik der Geographie und Burkard Wetterau als Referent für landeskundliche Grundlagen beim herausgebenden Regionalverband Ruhr, in eine Fachtradition, die gerade für das Ruhrgebiet einige herausragende und methodisch anregende landeskundliche Produkte hervorbrachte – man denke nur an die Auseinandersetzungen zwischen Hettner und Spethmann um die sog. Dynamische Landeskunde in den 1930er Jahren; von daher irritiert ein wenig, dass dies nicht einmal im Literaturverzeichnis aufgenommen wird, wo auch der Verweis auf das gelungene Buch „Das Ruhrgebiet – Landschaft- Industrie – Kultur“ (2008) von Martina Gelhar und Kai Boldt fehlt. Und mit dem kursiv gesetzten Attribut „neu“ vor Ruhrgebiet soll angezeigt werden, dass man sich vor allem den jüngeren Entwicklungen zuwenden will und das alte Ruhrgebiet gleichsam nur als Vorlauf dazu sieht. In der Gliederung des Bändchens wird dieser Anspruch sichtbar. Nur das erste Kapitel „Ruhrgebiet – Ausgangspunkte“ trägt noch in der Überschrift allein diese Regionsbezeichnung voran, während schon die zweite Kapitelüberschrift „Ruhrgebiet/Metropole Ruhr – kulturräumliche Entwicklungen“ auf das eigentliche Anliegen hinweist, aktuelle Entwicklungstendenzen der Region (siehe Einleitung) vor allem aus einer sozialgeographischen Perspektive darzustellen. Von daher darf nicht verwundern, dass physisch-geographische Sachverhalte selbst dann nur eher kursorisch aufgeführt werden, wenn sie auch das Neue Ruhrgebiet betreffen, so die Wasserversorgung unter den Bedingungen sukzessiver Bergsenkungen (S. 7ff.). Hier wäre neben den Karten zur Wasserversorgung und den verlassenen Mündungsstrecken der Alten und Kleinen Emscher auch ein Abdruck der Karte der Bergsenkungen von Harnischmacher sinnvoll gewesen, zumal dessen Arbeit im Literaturverzeichnis auftaucht, aber nicht dem Text zuzuordnen ist. Das berührt die Grundfrage des Quellennachweises in diesem Band. Es wäre doch ein Leichtes gewesen, z.B. am Ende eines jeden Kapitels z.B. in Fußnoten in kleiner Schrift die Herkunft der Informationen anzuzeigen. Das geschieht in dieser Weise sehr detailliert in einem „Abbildungs- und Quellenverzeichnis“, das faktisch aber lediglich ein Abbildungsverzeichnis ist.
Sieht man von diesen Formalien ab, so ist es den beiden Autoren gelungen, eine sehr gut lesbare und dazu vorzüglich illustrierte moderne Landeskunde des Neuen Ruhrgebiets zu verfassen. Das Buch ist damit für jeden Lehrenden eine Fundgrube für aktuelle und gelungene Karten, Graphiken und Fotos zur Illustration der zentralen Prozesse und Strukturen, die die Metropolregion Ruhr im „tertiären Zeitalter“ kennzeichnen; es wäre zu überlegen, ob sie nicht in digitaler Form zugänglich gemacht werden können. Prozesse und Strukturen werden dabei im Text durchweg aufeinander bezogen und auseinander abgeleitet dargestellt, so z.B. die Siedlungsentwicklung aus der Bevölkerungsentwicklung nach dem weitgehend vollzogenen Strukturwandel der Wirtschaft. Demgegenüber erfolgt die Ordnung der Stofffülle nach allzu umfassenden Kategorien, so zur Siedlungsentwicklung in Kapitel 2 unter dem nicht ganz zutreffenden Stichwort „Kulturräumliche Entwicklungen“, zur Neuausrichtung der Wirtschaft in Kapitel 3 unter „Wirtschaft“, zur Ausbildung neuer Wohn-, Bildungs- und Freizeitformen in Kapitel 4 unter „Entwicklungsprozesse“ und zur Stellung der Region in Europa in Kapitel 5 unter „Perspektiven“, wobei jeweils „Metropolregion Ruhrgebiet“ in der Überschrift vorangestellt wird. Auch wenn eine Gliederung all die dynamischen Interdependenzen in einem solchem Raum nicht umfassend widerspiegeln kann (womit wir wieder bei Spethmann wären!), erscheint mir hier das didaktische Prinzip der Reduktion um der Übersichtlichkeit Willen überbetont. All die hier aus einer disziplinären Perspektive vorgetragenen kritischen Anmerkungen sind aber dann weitgehend irrelevant, wenn der Adressat dieses Buches vor allem der berühmte interessierte Laie ist, der nach der Lektüre dieser Broschüre sein möglicherweise noch von Stereotypen geprägtes Bild vom Ruhrgebiet im Sinne des Regionalverbandes korrigiert haben und forthin von der Metropole Ruhr sprechen möge. Wenn dem so ist, findet er in dieser Publikation sehr gut lesbare, fachlich fundierte und schön gestaltete Informationen zum Neuen Ruhrgebiet.
Wiegand, Felix: David Harveys urbane Politische Ökonomie: Ausgrabungen der Zukunft marxistischer Stadtforschung. 298 S. Raumproduktionen: Theorie und gesellschaftliche Praxis 16. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2013, € 29,90
David Harveys Werk wird seit 40 Jahren in der Humangeographie intensiv diskutiert. Trotz einiger wichtiger Beiträge wie dem Sammelband von Noel Castree und Derek Gregory fehlt eine systematische Rekonstruktion seines Werkes. Dies gilt umso mehr für den deutschsprachigen Raum, in dem zwar das Werk von Harvey unter anderem aufgrund der Initiativen von Bernd Belina breit rezipiert wird, in dem jedoch eher die Rezeption einzelner Theorieteile dominiert. Jüngere und weltoffene Autoren wie Susanne Heeg, Markus Wissen oder Matthias Naumann haben hier interessante Deutungen vorgelegt. In diesem Rahmen unternimmt Felix Wiegand in seiner Monographie den Versuch einer kritischen Rekonstruktion des Gesamtwerkes. Dabei kommt es ihm nicht darauf an, Buch für Buch sämtliche Thesen und Wendungen im Werk von David Harvey nachzuzeichnen. Seine Grundthese ist es, dass die Frage nach den Strukturmerkmalen kapitalistischer Gesellschaften und der in sie eingelagerten räumlicher Muster und Dynamiken das Zentrum seines Werkes darstellt. Entsprechend konzentriert er sich auf den Zeitraum der 1970er Jahre, die mit dem Erscheinen von „Limits to Capital“ 1982 abgeschlossen wurde. Demgegenüber wird die Auseinandersetzung mit dem Konstruktivismus und Poststrukturalismus, mit neu entstehenden sozialen Differenzen und neuen Herausforderungen der Klassenpolitik, d.h. der Zeit von „Condition of Postmodernity“ (1989) bis etwa zum Jahr 2000 als Phase der Öffnung, thematischen Erweiterung und Selbstvergewisserung verstanden. Mit der Hinwendung zum Thema der Globalisierung und mit einer politökonomisch fundierten Dekonstruktion des Neoliberalismus wird dann eine dritte Phase eröffnet, in der in der Sicht von Wiegand die analytische Ernte eingefahren wird, für die Harvey mit seiner Marx-Interpretation in den 1970ern die Saat gelegt hat.
Das Buch beginnt mit einer Ouvertüre, in der durch einen Überblick über die akademisch-biographischen Stationen David Harveys die lebensweltlichen Impulse skizziert werden, die auf sein Werk eingewirkt haben. Damit klingen zugleich die Leitmotive seines theoretischen Arbeitens an. In dem folgenden Kapitel 3 werden die drei Fixpunkte des Harveyschen Werkes angesprochen: seine Beschäftigung mit einer methodologischen Grundlegung der Humangeographie, sein Bezug auf Marx der theoretisch wichtigsten Referenz, und sein Bemühen um eine begriffliche Fassung des Raumproblems. Kapitel 4 widmet sich Harveys Darstellung der kapitalistischen Urbanisierung und damit vorrangig einer Interpretation von „Social Justice and the City“. Das umfangreichste Kapitel 5 konzentriert sich auf eine Auslotung der Probleme und Lösungsversuche in „Limits to Capital“. In diesem Werk unternimmt Harvey bekanntlich den Versuch, räumliche Aspekte in die Analyse der kapitalistischen Produktionsweise zu integrieren. Wiegand folgt Harvey in dessen Durchgang durch die drei Bände des Marxschen „Kapital“ und stellt anschließend die Theorie der drei Kapitalkreisläufe dar. Danach wird die Strukturierung des Raumes im Wechselspiel von Fixierung der Kapitalinvestitionen und der Bewegung des Kapitals auf der Suche nach einer gewinnbringenden Anlage nachgezeichnet. Im abschließenden sechsten Kapitel greift Wiegand konkrete Analysen der städtischen Entwicklung auf und referiert das Verhältnis von Akkumulation und sozialen Kämpfen, wie es Harvey unter anderem in „The Urbanization of Capital“ beschreibt. Hier werden beispielhaft Verbindungen zwischen den grundlegenden Kategorien der Harveyschen Theorie zu den Entwicklungen des Immobilienmarktes oder zur Stadt als der Arena von Kämpfen um den Charakter der sozialen Reproduktion aufgezeigt. In diesem Kapitel mit seinen brillanten Verknüpfungen zwischen vielen thematischen Aspekten und mit seinen erkenntnisreichen Bezügen zur Literatur zeigt sich am stärksten das theoretische Engagement und die Motivation des Autors.
Felix Wiegand hat eine präzise Rekonstruktion des Werkes von David Harvey vorgelegt. Dabei beeindruckt er mit einer intimen Kenntnis der Schriften Harveys und der Sekundärliteratur. Das Buch überzeugt mit einer gut nachvollziehbaren Struktur und einer klaren Sprache. Insbesondere für den deutschen Sprachraum hat er damit den Zugang zum Werk Harveys wesentlich erleichtert. Methodisch ist der Text als eine werkimmanente Interpretation angelegt. Somit werden auch nur an wenigen Stellen strittige Punkte des Harveyschen Werkes behandelt. Dies ist etwa bei der These eines sekundären Kapitalkreislaufs der Fall. Hier nimmt Wiegand auch Verknüpfungen zwischen den Harveyschen Grundthesen und den Problemkontexten und empirischen Forschungen der Stadtgeographie auf, wie sie beispielsweise Stefan Krätke hergestellt hat. Davon möchte man sich als Leser noch mehr wünschen. In der strittigen Frage eines sekundären Kapitalkreislaufs wie an den anderen Stellen der kritischen Diskussion spricht sich Wiegand für Harveys Deutung aus und bleibt damit seiner Generallinie treu. Wiegands Buch kann als ein notwendiger und solider Baustein für eine weitere Einordnung des Harveyschen Ansatzes in die humangeographischen bzw. sozialwissenschaftlichen Theorietraditionen verstanden werden.
Träbing, Klaus; Stahlmann, Reinhold und Johannsen, Rolf mit Textbeitr. v. Anette Haas, Roland Wirtz und Thomas Paulus: Kreuzungsbauwerke an kleinen Fließgewässern – Furten, Stege, Durchlässe und Brücken. 59 S. und zahlr. farb. Photos. Gemeinnützige Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung, Mainz 2013, € 9,-
Die ansprechend gestaltete und reich bebilderte Fachbroschüre behandelt die ökologische Wirkung von Furten, Stegen, (Rohr)-Durchlässen und Brücken. Diese stehen aufgrund ihrer Barrierewirkung auf Fische, Kleinlebewesen und den natürlichen Sedimenttransport im Mittelpunkt der Renaturierungsbestrebungen im Rahmen der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie.
Bei Planung, Bau und Unterhaltung solcher Kreuzungsbauwerke sind Ansprüche der land- und forstwirtschaftlichen Nutzer sowie Aspekte der Wasserwirtschaft und des Naturschutzes zu beachten.
Die Publikation bietet hier eine wertvolle fachliche Hilfestellung. Sie gibt eine gewässerökologische Einschätzung derartiger Bauwerke. Außerdem werden ökologisch akzeptable Alternativlösungen vorgestellt und bezüglich ihrer Eignung eingeschätzt – unter Berücksichtigung von Statik, Unterhaltungsaufwand und Hochwasserschutz.
Die empfehlenswerte, als Broschüre gestaltete Veröffentlichung, wendet sich an Studierende und Praktiker aus Fächern, die mit der ökologischen Funktionsfähigkeit von Wasserläufen befasst sind, wie Landschaftsplanung, Geographie und Wasserbau.
Hoefinger, Heidi: Sex, Love and Money in Cambodia. Professional girlfriends and transactional relationships. 214 pp. and 4 figs. The modern anthropology of Southeast Asia. Routledge, Abingdon and New York 2013, US-$ 145
Unlike the scorcher title of this publication might hypothesize, Heidi Hoefinger presents an in-depth field study on intimate ethnography, connected lives and sexual landscapes in developing Cambodia. Hoefinger, an American development researcher and lecturer of gender studies in Chiang Mai University, Thailand, examines bar-girl subculture in terms of alternative kinship, cross-border relationships and – assumingly most important – the access to assets, money and real estate resulting from sexual services delivered by Cambodian women. The materiality invested to maintain relationships, the global nightscape, the sexual landscape of Cambodia and the entertainment industry are closely connected to spatial, ethnic, political and legal dimensions. Starting with the essential figure of the “professional girlfriend”, Hoefinger is aware of the surely discomforting grey area where transactional relationships, supply and demand collide. In seven chapters that are the result of multi-annual research studies including undercover examinations and interviews with female and male informants, the author shows that the resulting transnational relationships between Cambodian women and their foreign partners (Khmer: barang men) are multi-layered. Gender stereotypes and double standards: Hoefinger highlights the ever-present tensions modern Cambodian women experience between desires to be liberal and sexually modern – along with the growing economy in sectors such as garment, real estate, tourism, art and fashion – while retaining elements of “respectable” Khmer femininity and wholesomeness (p. 131). Surprisingly, the figure of the professional girlfriend who is on the rising trend particularly after the global financial crisis that hit Cambodia’s garment industry and left thousands of female garment workers unemployed and diverted them into the bar and club scene of Phnom Penh. Following Hoefinger’s theory, radical feminist perspectives ignore the voices and agency of postcolonial women who are resisting and subverting the patriarchy. By leaving their homes and properties in the remote rural provinces and moving to cities such as Phnom Penh, Siem Reap or Sihanoukville – the tourist destinations of Angkor Wat and the seaside – young Cambodian women are resisting the demands of contemporary codes that require them to remain subservient (p. 6). On one hand, emotional labour is moving to the marketplace, not only in Cambodia, but also in Vietnam and – with a remarkable history – in Thailand. On the other hand, the phenomenon of taboo-breaking “phallic girls” or “modern global girls” (pp. 17 and 55) mirrors a new emerging sexuality within the Cambodian youth. The existence of transnational partnerships has to be contextualized through the looking-glass of history, gender equality, power, political economy, family and sexuality. Intimate ethnography involves alternative kinship and subculture in Phnom Penh’s three legendary tourist areas: The lakeside (the filled-in Boeung Kak Lake), the strip (a tourist street near the central market, renowned for its debauched nightlife and increasing income of the landowners) and the riverside (several streets parallel to the Tonle Sap River). Within the riverside territory, there are still numerous prime land plots waiting for professional entertainment development to host hostess bars, brothels, karaoke venues and beer gardens (pp. 112–116). Doubtlessly, competition in this sector is increasing. As Phnom Penh continuously expands due to population growth, selected valuable sites will become scarce. Both sexual and real estate landscapes including rent-seeking behaviour of landowners are steadily evolving. Although attitudes around gendered domesticity are changing in Cambodia, according to Hoefinger, female bar managers express frustrations with the position of women in the country and the stigma people have against women who work in bars. Women attach themselves to westerners in the hope of gaining social, sub-cultural and material capital including “a large house and hire domestic help” (p. 166). In addition, a gap between official law and general implementation practice can often be diagnosed. Land law, family law, the Civil Code or the Cambodian Constitution may simply be unknown by the majority of the population, or the legal system can be de facto out of reach for many. The popular transactional relationships have to be contextualized with the inner-Cambodian migration as said above. Field surveys brought evidence about the lack of security in view of joint land titles in particular in the event of separation, divorce, abandonment, multiple marriage relationships (polygamy) or death of the husband. Hoefinger’s work does not only show the materiality of everyday relationships, the expansion of prostitution following foreign troops after 1979 or designing the “emotional geography” in modern Cambodia, far beyond the debate on human trafficking, exploitation and prostitution in Southeast Asia. Instead, Hoefinger offers multiple examples of Cambodian women acting self-confident in the sexual landscapes and who circumvent asymmetries of power. Thus they could turn Phnom Penh into a space of opportunity rather than one of domination (p. 178). The current debate in Cambodia among NGOs underlines this. Women are to have the same rights in marriage as their spouses with respect to ownership, management, enjoyment and the disposal of property. In the final chapter, Hoefinger presents scenarios of positive changes – she calls them success stories – of girls with whom she had consistently communicated with over several years in her research. Some managed to move out of Phnom Penh, back to their provincial villages and families. Indeed, the irony here is that these women found happiness not in the arms of a distant foreign lover, but right in their own backyards and homelands. Some purchased concrete or wooden houses with joint-titled land certificates and open shops. Joint titling of land has generally increased in the Cambodian land distribution program due to pressure from the women’s movement, NGOs and international donors. Joint ownership – in the terminology of the Cambodian Land Law: Undivided ownership – may be interpreted as an important strategy to ensure that the process of formalizing land ownership does not unwittingly produce gender-discriminatory effects. Geographers and ethnographic scientists dealing with “emotional issues” such as transnational migration and access codes to natural resources should have a look inside this unusual, however controversial, Cambodian history from the perspective of gender and sexuality.
References
Marks, S. and Prak, C. T. (2009): Hostesses’ hard choices. Tracing the career paths of Phnom Penh’s hostesses. The Cambodia Daily, 11–12 July, 12–13.
Mehrak, M.; Chhay, K. and My, S. (2008): Women’s perspectives: a case study of systematic land registration. Phnom Penh.
Knoll, Eva-Maria and Burger Pamela (eds.): Camels in Asia and North Africa. Interdisciplinary Perspectives on their Past and Present Significance. VII and 290 S., numerous figures, tables and photos. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2012, € 45,-
A book on camels with 25 articles, published in the year 2012! Do we need such a publication and does it make sense? The reviewer’s clear answer: Yes, we do and its sense is beyond doubt! It is a book on the biologic diversity and typology of the camelus-species, but also – and even more so – on their cultural significance in different societies, on their economic importance in past and present times and on their historical role as a means of transport and trade.
The overarching principle of the arrangement of the articles is a biological one. Essays and analyses of “Old World Camels / Tribe Camelini” – “Wild Camels/Camelus ferus” – “Bactrian Camels/Camelus bactrianus” – “Dromedaries/Camelus dromedarius” form the outer frame of this collection. Focusing on the Old World branch of the Camelidae, three introductory papers refer to the genetic differences of camel sub-species, complemented by an interesting article on the dangers of hybridization for the last wild Bactrian camels. The main focus of this collection, however, lies on the afore-mentioned aspects in both an interdisciplinary and international perspective, additionally flavoured by historical and contemporary orientations of research. Sections I and II, with altogether seven articles, deal with domestication aspects and the crucial situation of the last wild camels in Mongolia and in Xinjiang/Northwestern China, focusing on the dangers of and threats to their genetic survival. Sections III and IV offer ethnographic and socio-economic insights into the fascinating world of the Camelidae, those “flamboyant creatures” in time and space, as E. M. Knoll, one of the editors of this volume, calls them in her highly commendable introductory statement on “The Camel at the Crossroads of Multiple Perspectives”. The Bactrian Camel is not only of economic value, but full of symbolic and cultural meanings to the Mongols. The Dromedaries fulfil similar functions in the Arab world, in parts of Eastern Africa and the Sahel. Themes and topics thus cover a broad range from general economic and management issues via ethnobotanical aspects of pasturing and feeding to specific analyses of camel milk production and its marketing. Special tribute has been given and must be made to two contributors to this impressive publication: To Walter Dostal, the Nestor of Austrian ethnological research on the Arab and Middle Eastern world, with his last paper before his death in 2011 on “Riding Camels in Arabia”, a partial yet sovereign revision of his own earlier interpretations, and to Richard W. Bulliet, the internationally renowned historian not only in the field of camel domestication and uses, but also on its impacts on cultural phenomena such as, e.g., urban design and structures in cities of the Near and Middle East. His earlier study on “The Camel and the Wheel” (1975) must be considered as a classic study by now – and also his concluding remarks in this volume offer a broad range of unsolved problems and research questions!
To sum up: we need such a publication and it makes sense! Not only are the last specimens of the wild camel endangered, but also the whole culture and economy of one of the oldest domesticated animals and companions of humankind for thousands of years is at stake. Thus, this collection of articles is a timely one. But it is also a tribute to the great Austrian traveller and academician Hammer-Purgstall who, in 1854, published a study “Das Kamel”. The fact that ever since then, the Austrian Academy of Sciences – whose first president was Hammer-Purgstall – has nurtured Asian studies with special foci on Central Asia and Iran, deserves special acknowledgement. Thus, this book stands in a long tradition of Austrian research. And it is a valuable contribution to a seemingly marginal topic which, however, deserves special attention in a time of rapid environmental changes, of modernization and of globalization. Camels have become outsiders in our hectic times. The more they deserve our attention, protection and interest. This book is a valuable contribution to such a goal.
Hackenbroch, Kirsten: The Spatiality of Livelihoods – Negotiations of Access to Public Space in Dhaka, Bangladesh. 396 pp., 31 figs., 10 tabs., 57 photos and 7 boxes. Megacities and Global Change 7. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2013, € 56,-
How can the right to public space for the urban poor in Dhaka be secured? Kirsten Hackenbroch provides a fresh, unconventional perspective on planning for public land in Bangladesh’s capital. More than that, in her dissertation, she tells stories from the roadside and communities in Dhaka in which she spent several months carrying out field work and broadened her Bengali language skills. Considering her numerous publications on the topic of Bangladesh, Mrs. Hackenbroch could in earnest be called a specialist for gendered spatial practices, mobility patterns and attitudes of the urban poor in Dhaka. Surely, these people depend on public spaces. For me, the concept of combining the problem of risk and the legal question of access to public land that underlines the dissertation is convincing. The research might probably lead to adapted strategies for development partners engaged in Bangladesh and elsewhere. Venn diagrams and figures are designed wisely and precisely by the author. Planning creates social space which is produced by the various organisations and actors in Dhaka, claiming space as well as the existence of social norms and values (Chapt. 2, 3 and 4). Talking about “space” from the planning and ethnographic view, and the accessibility to space for urban livelihoods in an environment where informal institutions occur, is an ambitious enterprise. Bengali women are vulnerable to the loss of informal land use or do not gain rights as a result of (a) cultural or legal inability to acquire land rights through markets, inheritance, transfer or gift; (b) barriers to livelihoods and rights created by marriage, divorce, bride price, dowry, or polygamy; (c) privatization or individualization of land (Chapt. 5 and 6). According to the concept of utilitarian justice such as registration and titling, formal property regimes should serve all sectors of society, particularly women. Obviously, this precondition has not been the case in Bangladesh so far (see Hackenbroch 2013; Masum 2010). There is general agreement on the importance of educating women on their rights, procedures, institutions of land administration and dispute resolution between family members, relatives, siblings and non-married spouses. Women’s access to public space can hardly be understood without the consideration of inheritance laws and informal family relations within the local communities, villages, and Islam in politics and culture (Chapt. 5). State laws, religious laws, customary laws, and the interaction between them – including the differences connected with the adaptation to change – sometimes cause extreme complexity for the spatiality of livelihoods. From the women’s perspective, access to public space and its facilities, improvements, mobility patterns and economic livelihoods means protection, shelter, bonding, love, home, and care. From the men’s perspective, land can be symbolized as influence, wealth, power, and the exclusivity of human rights. Space encloses everything. It is the source of status and fortune as well as of conflicts, evictions, expropriation, and resettlement. These developments abuse, to some extent, human rights to which marginalized citizens such as Dhaka’s urban poor are vulnerable. Thus, the access codes to public spaces must be negotiated on a day-to-day basis (p. 338), particularly by women (Chapt. 8 and 9). The question of how land and natural resources are managed and administered in a gender-equal way, by whom, and for whose benefits, is of crucial importance in Bangladesh as it is in many developing countries (Bruce et al. 2006). Mrs. Hackenbroch shows these interdependencies using the districts Manikpara and Nasimgaon as examples. The rapidly increasing force of the market has been widely acknowledged as a defining feature of Bangladesh’s development within the recent years. Where national property and planning systems for informal and formalized spaces are created, men too often end up owning nearly all vacant land plots and seek to occupy even the public sphere. In societies where strong patriarchal values continue to dominate, legal instruments such as land and property laws are far away from being gender-neutral (Chapt. 10). In Dhaka, the planning machine compares alternative actions and identifies the best and highest use of the space such as economic growth or job opportunities for women. In this respect, tenure security is more efficient than state land use, even under circumstances when legal uncertainty and risks exist. A leasehold tenure for the urban poor might prevent female headed households particularly from tenure insecurity and forced evictions. However, sufficient care has to be taken not to produce new patterns of exclusion and spatial injustice (p. 348). A public land leasing system for facilities and thus its commercialisation of public space would entail monetary costs for street vendors and small shop owners. Suitable legal instruments can serve as safeguards if they manage to reduce the rent seeking-behaviour for residential, agricultural and unused land. Otherwise Dhaka will no longer be liveable and presumably end up as a “man made ceramic jungle” (see Masum 2010, p. 148). Planning purposes for the public interest help to conserve urban biodiversity and protect open space for economic or leisure purposes. This could promote food security, income generation, poverty reduction, and gender equality. Framing the publication, gendered planning, a social land policy, and public land management need arrangements guaranteed by the formal and informal institutions to overcome the spatialities of injustice that the urban poor are virtually suffering from (Chapt. 11) and to “legalise from below” (p. 349). Hence, different institutions for the security of public spaces, the requirements and quality of public spaces according to the diversity of users and equal citizenship – or: inclusionary rights to the city – have to be built up. Geographers dealing with risk and uncertainty in informal open spaces as well as urban development experts are invited to study this thoughtfully written and well-designed publication.
Fabian Thiel
References
Bruce, J. W.; Giovarelli, R.; Rolfes, L. Jr.; Bledsoe, D. and Mitchell, R. (2006): Land law reform. Achieving development policy objectives. Law, Justice, and Development Series, World Bank. Washington, D. C.
Hackenbroch, K. (2013): Negotiating public space for livelihoods: about risks, uncertainty and power in the urban poor’s everyday life. In: Erdkunde 67 (1), 37–47. DOI: 10.3112/erdkunde.2013.01.04
Masum, F. (2010): Actors and processes behind urban fringe development: mechanism to guide urban land management. Study on Dhaka, Bangladesh. Materialiensammlung 41. Lehrstuhl für Bodenordnung und Landentwicklung, TU München. Munich.