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Contested commons – multiple insecurities of pastoralists in North-Eastern Afghanistan
Pastoralists in North-Eastern Afghanistan are exposed to a multitude of contemporary challenges and threats while practising mobile animal husbandry in differing locations and within the spheres of varying power constellations. In this article a historical perspective is adopted to explore the challenges and multiple insecurities of Pashtun and Uzbek pastoral communities who seasonally engage in long-distance migration from the lowlands in Northern Afghanistan to the high pastures of Badakhshan. The same pasture area is regularly utilised by Shughni mountain farmers who practise combined mountain agriculture in the high mountain settlements close to Lake Shewa. Debates about nomadism’s place in transforming societies, the drama of the commons, human security, and vulnerability issues frame the discussion of pastoralism in contested commons. Based on empirical evidence derived from open interviews with migrating pastoralists and sedentary groups on the Shewa plateau in Badakhshan, interpretations of pastoralism are presented, embedded in the context of contemporary Afghanistan. Pastoralism as a valuable survival and adaptive strategy is challenged by multiple environmental, social and political insecurities, by militancy and weak state authorities, and it unfolds in contested commons and along dangerous routes. The nexus of legal pluralism, tenure insecurity and changing control of space is identified as an important determining factor for the shape of mobile pastoralism in present-day Afghanistan.
Mobile Viehzüchter in Nordost-Afghanistan sind gegenwärtig mit einer Vielzahl von Bedrohungen, Herausforderungen und Risiken in der Ausübung einer multilokalen Tierhaltung unter wechselnden Machtkonstellationen konfrontiert. In diesem Beitrag wird eine historische Perspektive zur Erforschung der Herausforderungen und vieldimensionalen Unsicherheiten verfolgt, denen paschtunische und usbekische Pastoralisten ausgesetzt sind, die im Norden Afghanistans zwischen den tiefgelegenen Gebieten des Kundus-Beckens und den sommerlichen Hochweiden in Badakhshan wandern. Dasselbe Weidegebiet wird von Shughni-Bergbauern aufgesucht, die in der Umgebung des Shewa-Sees eine kombinierte Hochgebirgslandwirtschaft praktizieren. Die Bedeutung und Funktion von Pastoralismus wird in Debatten über die Stellung und Funktion von Nomadismus im gesellschaftlichen Wandel, über bedrohte Verfügungsrechte auf Allmendweiden, über Dimensionen menschlicher Sicherheit und Verwundbarkeit eingebettet und für das heutige Afghanistan im Rahmen der von einer Vielzahl von Akteuren beanspruchten natürlichen Weideressourcen ausgelotet. Die Untersuchungen fußen auf empirischen Arbeiten in Nordafghanistan, das Material wurde in Interviews mit mobilen und ansässigen Gruppen in Chahar Dara und auf dem Shewa-Plateau gesammelt. Pastoralismus repräsentiert heute eine wertvolle Anpassungs- und Überlebensstrategie entlang gefährlicher Routen und in einem unsicheren Umfeld, das durch vielfältige ökologische, soziale und politische Unsicherheiten sowie durch angeeignete Gewalt machtvoller Akteure und einen schwachen Staat gekennzeichnet ist. Die Verflechtung von Rechtspluralismus, unsicheren Pacht- und Nutzungsverhältnissen und wechselnden Machtkonstellationen in den pastoralen Arenen ist ein zentrales Charakteristikum mobiler Viehwirtschaft im heutigen Afghanistan.